Die Rumdestillerie in Arucas hieß bei ihrer Eröffnung 1884 noch Fabrica de San Pedro. Bereits einige Jahre danach hatte sie große Erfolge zu verzeichnen, wie zB die Auszeichnung zum offiziellen Rumlieferanten des spanischen Königshauses. Auch heute noch sind die Destilerias Ron Arehucas sehr erfolgreich und exportieren in die ganze Welt. Wenn ihr einmal auf Gran Canaria seid, kann ich euch einen Ausflug zur Fabrik wärmstens empfehlen, und zwar nicht nur aufgrund der gratis Rumverkostung am Ende der Tour. Aber lest selbst, was ihr dort alles erleben könnt.
Erreichen könnt ihr die Rumdestillerie am einfachsten von der Stadt Arucas, über welche ich in meinem Reisebericht über Gran Canaria geschrieben habe, auf der Straße GC300/GC20 in Richtung Firgas:
Als wir bei der Rumfabrik ankamen, war ich erst einmal ein wenig enttäuscht, denn außer des imposanten Rauchfanges, auf welchem der Name der Destillerie prangt, war nicht wirklich viel zu sehen und der Eingang zur Fabrik eher unscheinbar. Mein Experience Design Professor vom Studium hätte zumindest keine Freude daran ;-)
Aber ein wenig später kam schon eine Dame heranstolziert, welche sich als unser Guide herausstellte, und brachte neue Hoffnung auf. Die Tour durch die Rumfabrik sollte 45 Minuten dauern und fünf verschiedene Teile beinhalten:
- Die Entstehung der Rumdestillerie Ron Arehucas
- Besichtigung der Rumkellerei
- Erkundung der Rumproduktion, inkl. Besichtigung der Räume zur Fermentierung und Destillation
- Rundgang durch die Befüllungsanlage
- Der beste Teil: gratis Verkostung dutzender verschiedener Rum- und Likörköstlichkeiten
Gleich zu Beginn lernen wir einiges über die Geschichte der Fabrik. Nach der Eröffnung im Jahr 1884 gab es zwar eine erfolgreiche Periode, dieser versetzte der erste Weltkrieg aber einen Strich durch die Rechnung. Die Fabrik musste in den 20ern geschlossen werden und blieb dies auch bis in die 40er.
Im Jahre 1965 bekam die Rumdestillerie schlussendlich den bis heute gültigen Namen Destilerias Arehucas. Im Jahre 2006 wuchs das Unternehmen, indem die Destillerie Artemi übernommen wurde. Somit ist die Firma der größte Spirituosenhersteller der Kanaren. Außerdem könnt ihr dort die älteste und größte Eichefasslagerhalle Europas bestaunen. In der Halle reift der berühmte Rum in über 6000 Eichenfässern.
Viele der Eichenfässer sind von mehr oder weniger berühmten Persönlichkeiten unterschrieben. Manche sind, denke ich, nur in Spanien bekannt. Andere Unterschriften haben auch mir etwas gesagt, wie zB jene von Julio Iglesias. Andere Persönlichkeiten, welche sich verewigt haben, sind zB Plácido Domingos, Willy Brandts und Walter Scheels .
Von unserer lieben Frau Tourguide erfahren wir einiges über die Rumproduktion:
Das hochwertige Rumdestillat wird heutzutage größtenteils aus Afrika importiert, früher wurde alles selbst hergestellt. Eigene Zuckerrohrfelder gibt es aber trotzdem noch, sie befinden sich gleich in der Nähe der Fabrik auf der Landstraße in Richtung Teror. Dort fangen die Mitarbeiter im April mit der Ernte an, welche ca. 3 Monate dauert.
Zuerst werden nur die Blätter des Zuckerrohrs entfernt. Das blätterlose Zuckerrohr lagert im Anschluss für einen Monat, bevor es im Mai klein geschnitten wird.
Das geschnittene Zuckerrohr findet im Anschluss seinen Weg in die über 50 Jahre alte Zuckerrohrmühle der Ron Arehucas Fabrik.
Schon Mitte Mai wird der erste Zuckerrohrsaft gepresst. Im Fermentationsraum wird eine spezielle Hefe hinzugegeben, woraus der Grundalkohol entsteht. Danach wird endlich destilliert. Wir erfahren, dass sich Produktion auf ca. 3 – 4 Millionen Liter im Jahr beläuft, von denen fast 80 % die Canarios selbst verbrauchen. Solche Säufer! :-)
Das Destillat wird dann in amerikanischen Eichenfässern gelagert. Die Fässer tragen zum besonderen Bucket der Rumsorten Carta Oro und den höherwertigen 7 und 12 jährigen Rones de Arehucas bei. Das absolute Flaggschiff des Unternehmens ist übrigens der Arehucas Captain Kidd, mit einer Lagerzeit von 30 Jahren und einem Preis von 100 - 150 Euro pro Flasche.
Während der Führung werden wir durch die verschiedenen Räume der Produktionskette gebracht, einer interessanter als der andere. An den Wänden hängen anschauliche Informationen zum Rum und zur Fabrik.
Und endlich kommen wir beim interessantesten Teil an, zumindest meiner Meinung nach. Wir werden über den Hof der Fabrik bis zu einem Verkostungszelt geführt. Dort stehen freundliche Damen hinter einer riesigen Bar, und auf der Bar stehen wiederum unzählige, hauseigene Spirituosen. Mithilfe kleiner Plastik-Shotbecher, welche es en masse gibt, darf man nun einfach alles verkosten. So oft man möchte. Oje, ich musste wirklich aufpassen, denn es war heiß und erst ca. 11 Uhr am Vormittag ;-)
Neben den verschiedenen Rumsorten, von normalen weißen und braunen Rum könnt ihr
auch Liköre wie zB Bananenlikör, Kakaolikör oder Karamelllikör verkosten. Und Rum ist nicht die einzige Spirituose, die hier produziert wird, auch hauseigener Gin oder Vodka steht bereit. Es macht einen Heidenspaß und wird komischerweise mit jeder Minute lustiger. Gott sei Dank wurden wir mit einem Bus zur Rumfabrik gefahren ;-) Mein absoluter Liebling ist der Honigrum, welcher auf der ganzen Insel bekannt ist wie ein bunter Hund. Den Honigrum trinken alle Canarios, auch die der Nachbarinseln. Ein Kellner sagte uns wenige Tage später, dass es sehr schwer ist, den kanarischen Honigrum außerhalb der Kanaren zu bekommen. Jetzt, ein paar Monate später, kann ich das bestätigen! Den Honigrum bekommt man jedenfalls auch oft als gratis Digestif in kanarischen Restaurants, yummy!
Selbstverständlich könnt ihr im Anschluss an die Verkostung alle vorhanden Spirituosen zu einem mega Fabrikpreis erstehen, ohne aufdringliche Bedienung.
Zum Abschluss noch ein paar Daten über die Rumfabrik Destillerias Ron Arehucas:
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 Uhr bis 14 Uhr (Juli-September nur von 9 Uhr bis 13 Uhr)
Parken: gratis
Eintritt: ca. 2,50 Euro für Erwachsene, Kinder gratis
Adresse: Calle Era de San Pedro, 2, 35400 Arucas Las Palmas
Telefon: 0034 928 624 900
Homepage: www.arehucas.es
Wollt ihr mehr über Gran Canaria erfahren? Dann schaut gerne bei meinem Reisebericht über die Insel des ewigen Frühlings vorbei!
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Harald (Sonntag, 04 März 2018 14:09)
Prost, mir gefällt dein ausgesprochen positiver Schreibstil. Du verschweigst zwar das negative nicht, konzentrierst dich in deinen Schilderungen voll auf das positive. Sehr herzerwärmend.
Florian (Dienstag, 18 Mai 2021 14:51)
Wird bei der Führung deutsch gesprochen ?
Mfg
STefanie (Dienstag, 18 Mai 2021 18:05)
Hallo Florian,
in Deutsch leider nicht, aber ich denke sehr wohl auf Englisch :-)
Liebe Grüße
Falk (Freitag, 11 Juni 2021 19:07)
Hey Steff...sehr interessante Beiträge. Gefällt mir :-) Lieben Gruß aus Dortmund vom Falk
Stefanie (Freitag, 02 Juli 2021 17:14)
Hallo lieber Falk, danke dir vielmals für deinen lieben Kommentar :-)
LG Stefanie