Am dritten Tag unseres Miami-Urlaubes verschlug es uns endlich raus aus Miami Beach. Miami Beach ist schon fast wie eine eigene kleine Stadt. Daher fällt es schwer, sich davon zu entfernen – gibt es dort doch alles. Trotzdem hat man Miami nicht komplett entdeckt, wenn es einen nicht mindestens einmal in eines der anderen Viertel verschlagen hat. In unserem Fall war als Erstes Downtown Miami mit seinem geschäftigen Treiben und vielen Skyscrapern. Danach Little Havanna: ein Viertel, das so aussieht, als hätte ein Riese es aus Kuba rausgepflückt und nach Miami gepflanzt. Holt euch hier Inspiration für eure nächste Miami-Reise!
Erster Stop: Ab zum Bayside Marketplace
Aber alles der Reihe nach. Flugs ins Taxi gehüpft und für ca. 20 Dollar nach Downtown Miami, genauer zum Bayside Marketplace, dem schönsten Open Air – Einkaufszentrum, welches ich je gesehen habe.
Die Taxifahrt zum Bayside Marketplace allein ist bereits eine Wucht und gleicht einer kleinen Sightseeing – Tour, denn der Taxifahrer muss hierfür die Brücke zwischen Miami und Miami Beach überqueren. Bei strahlendem Sonnenschein blieb hier die Kinnlade für einige Momente unten, bis ich mich wieder dran erinnerte, Luft zu holen.
Betritt man das Areal des Einkaufszentrums, bekommt man sofort gute Laune, denn überall lauern kleine Stände mit schmackhaften Lebensmitteln, Smoothie Bars und sogar eine Bühne mit Live-Musik. Und natürlich eine Vielzahl an Geschäften für die Shoppingwütigen unter euch, von günstigen Strandklamotten bis zu teuren Luxusmarken – alles ist vorhanden.
Der Bayside Marketplace ist übrigens direkt am Hafen von Miami gelegen. Für die Rückkehr nach Miami Beach könnte man sich daher auch ein Wassertaxi gönnen, oder noch cooler: eine Rundfahrt mit der Island Queen oder dem Pirate Adventure Boat. Auch das Hard Rock Café Miami könnt ihr hier auf seine Burger und Spareribs testen.
Auf diesem Bild erkennt ihr, warum ich „Open Air Einkaufszentrum“ geschrieben habe. Die Shops sind über Flaniermeilen zu erreichen, welche sich unter freiem Himmel befinden.
Da wir als Backpacker nicht wirklich Platz für etwas Neues hatten und haben, wurde hauptsächlich alles beäugt, aber nichts gekauft. Bei diesem folgenden Stand mit leckeren, argentinischen Empanadas konnte ich aber nicht widerstehen und musste mir eines sichern.
Die leckeren Dinger sind nach berühmten Damen benannt. Ich gönnte mir eine Georgia O'Keeffe: Six Cheeses with Oregano. Georgia O'Keeffe war übrigens eine amerikanische Malerin.
Widerstand zu leisten war, wie immer, am allerschwierigsten im Disney Store. Dort könnte ich jedes Mal den ganzen Laden leerkaufen. Ist einfach alles zu niedlich dort und erinnert mich an meine Kindheit.
Downtown Miami: Das Business-Viertel
Weiter geht’s und wir schlendern durch Downtown. Hier ist geschäftiges Treiben angesagt und es ist nicht zu verfehlen, dass wir hier im Business-Viertel der Stadt gelandet sind.
Auch der finanzielle Schwerpunkt der Stadt ist hier vorzufinden. Ein Hochhaus nach dem anderen, meine Mum meint, hier gleicht es schon fast New York, und sie hat Recht. Viele Banken haben sich hier angesiedelt und die Menschen tragen nicht mehr Shorts und bauchfreie Tops wie in Miami Beach, sondern Anzug.
Downtown könnt ihr übrigens mit der kostenlosen Schwebebahn namens Metromover sehr gut und komplett kostenfrei erkunden. Es geht für uns aber zunächst zu Fuß über die Brickell Bridge, welche uns einen wunderbaren Anblick über den Miami River bietet.
Die Brickell Bridge führt zur Brickell Avenue. Die Wolkenkratzer sind atemberaubend und beeindrucken uns mit ihrer außergewöhnlichen Architektur.
Spaziert man die Brickell Avenue ein wenig entlang, landet man an der Ecke Brickell Avenue / 8th Street. Nur dass niemand „8th Street“ zu ihr sagt, denn sie ist vielmehr die sogenannte Calle Ocho und führt direkt nach Little Havanna – unser Ziel!
Von Downtown nach Little Havanna spazieren
Diese pulsierende Meile ist bei jedermann für ihre kubanischen Restaurants, die berühmten Ventanitas, lateinamerikanische Bäckereien und farbenfrohe Straßenfeste bekannt.
Hurtig in die Calle Ocho eingeschlagen und erstmal ein ganzes Stückchen nach Westen spaziert. Dies kann gut eine halbe Stunde oder länger dauern. Wir machten am Weg Pause bei einem venezolanischen Restaurant namens Sabor Brickel, welches mittlerweile leider nicht mehr existiert.
Gleich gegenüber findet ihr aber ein peruanisches Restaurant, das 305 Peruvian Modern Cuisine - vielleicht einen Besuch wert, um sich für den weiteren Weg zu stärken..
Erinnerung an die Invasion der Schweinebucht
Nach einer Weile erreicht man linker Hand direkt an der Calle Ocho die Cuban Memorial Plaza – jetzt ist man so richtig in Little Havanna angekommen. Little Havanna und die umliegenden Nachbarschaften sind Wohngebiete von Immigranten Lateinamerikas.
An der Plaza liegt der süße Cuban Memorial Park, mit verschiedenen Denkmälern. Sie sind verschiedensten Personen gewdimet, welche sich zB im versuchten Sturz der Revolutionsregierung von Fidel Castro in der Schweinebucht Kubas einsetzten. Eines der Denkmäler ist auch Nationaldichter José Marti gewidmet.
Gay Parade in Little Havanna
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird uns klar, dass an diesem Tag etwas anders ist. Von weitem sahen wir bunte Farben und Girlanden durch die Luft wehen, außerdem vernahmen wir laute Musik und Menschengewirr.
Neugierig spazierten wir dem Gewusel entgegen, bis wir mittendrin waren und checkten, was um uns rum geschah: Es war eine Gay Parade. Überall wimmelte es auf einmal von hunderten von Menschen, homo-, hetero- oder bisexuell, Transgender, Cross Dresser – wir haben dort wirklich alles gesehen. Und hach – machte es einen Heidenspaß.
Kurz gegoogelt, fanden wir heraus, dass wir ins Gay8 Festival gestoßen waren. Eine Gay Parade, die auch wirklich nur an diesem einen Tag stattfand. Gott sei Dank, denn sonst hätten wir Little Havanna wohl nicht in so einem Aufruhr erlebt.
Dadurch mussten wir uns aber auch mehr konzentrieren, die typischen Merkmale des Viertels zu entdecken, wie zB die kubanischen Zigarrenläden.
Viele der Geschäfte befinden sich in Familienbesitz und fungieren für die Cuban Americans als lokale Treffpunkte. Zu den beliebtesten Zigarrengeschäften gehört zB El Titan de Bronze oder auch die Little Havanna Cigar Factory.
Die Kubaner rollen dort ihre Zigarren, genau wie ihre Väter und Großväter sie in Kuba lehrten. Ein interessanter Side Fact ist, dass kubanische Zigarren in den USA eigentlich illegal sind.
Der Grund hierfür ist das Embargo gegen Kuba, das seit den 60er Jahren besteht. Obwohl das Handelsembargo nicht aufgehoben wurde, lockerte Obama 2015 die Bestimmungen und seit diesem Tag ist es Amerikanern erlaubt, Alkohol und Zigarren im Wert von 100 Dollar nach Amerika einzuführen.
Auch die kubanische Küche wollten wir uns in Little Havanna nicht entgehen lassen. Da kam uns die Gay Parade sogar zu Gute, denn wir stolperten nahezu über haufenweise Straßenstände mit kubanischen Leckereien.
Grillhendl, gegrillte Bananen, Blutwurst, Reis mit Bohnen und so weiter – alles brutzelte auf riesigen Grillplatten vor sich hin – und wir hatten die Qual der Wahl. Am Ende verdrückten wir unzählige Spieße an Grillhendl.
Im El Cristo rasteten wir und stärkten uns mit Pinha Colada und Cuba libre. Die Besitzerin erklärte uns auf Spanisch: "Hier in der Calle Ocho fühlen wir uns wie in einem anderen Land, nämlich unserem ursprünglichen Zuhause Kuba.
Die Menschen hier sind andauernd draußen und sprechen miteinander. Die Amerikaner machen das nicht. Wenn man dann hier ist, dann fühlt man sich als Lateinamerikaner gleich zu Hause.
Jeder hier wird ein Gespräch mit dir beginnen – am besten bei einem "cafecito" – einem kubanischen Kaffee.
Alles in allem habe ich heute viel dazugelernt, zB über Kuba oder auch Miamis Wolkenkratzer. Ich bin gespannt, wie das echte Kuba sein wird, denn das wird in ein paar Wochen unser Ziel sein. Little Havanna hat auf jeden Fall schon einen kleinen Vorgeschmack gegeben.
Edit: Mittlerweile gibt es einen Artikel darüber, was uns an Kuba gefallen hat und was nicht - unbedingt durchlesen!
Happy inspiration,
eure Stefanie
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Harald (Sonntag, 25 März 2018 12:44)
Liebe Stefanie-Natascha,
es ist immer ein Vergnügen, deine Berichte zu lesen. Ich könnte mich so richtig darin verlieren. Deine Art zu schreiben, mit persönlichen Erfahrungen, deinen Emotionen, lässt sehr lebendige Bilder in mir hochkommen. Sie sind eine unglaubliche Mischung von Information und lokalen Möglichkeiten, lässt aber genug über, um die Neugier wach zu halten, diese Gegenden, die du beschreibst, einmal selbst zu besuchen. Danke Stef.