Tourismus der anderen Art: Das Holocaust Memorial in Miami!

Holocaust Memorial in South Beach, Miami Beach, Miami, USA

So richtigen Dark Tourism erlebt ihr beim Holocaust Memorial in Miami. Dieses Denkmal erinnert anhand schaurig-schöner Figuren und vielem mehr an den Holocaust und deren Opfer. Es ist weit entfernt vom normalen All-Inclusive-Urlaub, doch dies wird gar nicht angestrebt. Viel mehr ist es ein Mahnmal und setzt im Besucher ernste Gedanken rund um das Thema frei. Hat geklappt bei mir. Die Gefühle und Gedanken, die man beim Besuch des Holocaust Memorials hat, sind nicht in Worte zu fassen, muss man es einfach selbst gesehen haben.


Wir spazieren gemütlich durch Miami, mit dem Holocaust Memorial als Ziel. Dieses Mahnmal soll die kommenden Generationen an die ca. 6 Millionen Juden, welche während des zweiten Weltkrieges umkamen, erinnern.

 

Es liegt zwischen der Meridian und Washington Avenue, direkt am Dade Boulevard und hinter dem Botanical Garden. Als wir bei einer Palmenallee ankommen, denke ich: "Was für ein hübsches Plätzchen". Einige Sekunden später sollte ich erfahren, dass dies der Eingang bzw. Anfang des Holocaust Memorial ist.

Hinter der Palmenallee befindet sich ein geschwungener Gang. Davor reflektiert ein kleiner Teich den azurblauen Himmel. In unserem Fall zieht es nach ein paar Minuten komplett zu. Dahinter stehen Granitwände, auf denen alle möglichen Infos rund um den Wahnsinn des Holocausts eingraviert sind.

 

Holocaust Memorial: Die Geschichte des 2.Weltkrieges

Die Geschichte des zweiten Weltkrieges wird erläutert und traurige Bilder können bestaunt werden. In der Mitte des Teiches das Hauptaugenmerk des Denkmals: eine riesige Hand, die aus dem Teich herausgreift, mit in die Höhe ausgestreckten Fingern.

 

 

Es sieht aus, als würde sich unter dem Teich ein riesiger Körper befinden und seine ausgestreckte Hand ein letzter Schrei nach Leben sein, bevor sie im nächsten Moment verschwunden sein würde.

Holocaust Memorial, Miami South Beach
Holocaust Memorial, Miami South Beach
Der geschwungene Gang mit der Granitwand und den Bildern über den Holocaust
Der geschwungene Gang mit der Granitwand und den Bildern über den Holocaust

Ein schmaler Gang mit der schwarzen Granitwand dahinter (Bild oberhalb) führt zum Inneren des Denkmals, der fast 13 Meter hohen Bronzehand. Das Innere ist ein kreisförmiger Platz, mit einer vor dem Teichwasser schützenden Mauer umgeben. Während wir den Gang entlanggehen, lauschen wir ergreifender Chormusik.

 

Die Musik wird ein wenig lauter, als wir uns dem Inneren des Denkmals nähern. Und als wir drinnen ankommen, bleibt mir die Luft weg und Traurigkeit erfüllt mich. So viele Impressionen und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

 

Die Bronzehand erhebt sich jetzt jedenfalls direkt vor mir. Nun, da ich so nah an ihr dran bin, sehe ich die eingravierte Häftlingsnummer am Gelenk, die an die Tatoowierungen in den Konzentrationslagern erinnern soll. Aber nicht nur die Tatoowierung befindet sich auf der Hand, nein, ebenso klettern Dutzende von leidenden Figuren an ihr herauf. Ihren Gesichtern lässt sich unerträgliches Leid ablesen.

 

Und mit gemischten Gefühlen schaue ich mich um - und erschrecke. Bis dahin dachte ich, wir wären mit ganz vielen anderen Menschen hier im Denkmal, denn aus dem Blickwinkel hatte ich jedenfalls Figuren vernommen.

Teil des Holocaust Memorial: Die schaurigen, lebensgroßen Gestalten

Nun habe ich begriffen: Das Denkmal besteht auch aus freistehenden, lebensgroßen Figuren. Sie sind überall: sie stehen sich gegenüber und erzählen sich etwas, sitzen oder liegen gequält auf dem Boden, halten die Hände vor das Gesicht. Ich stelle mich direkt vor eine Figur und sehe sie viele Sekunden lang an - mir läuft ein Schauer über den Rücken. 

Die Figuren sind so groß, dass ich das Gefühl habe, dass alles verschmilzt. Ich bemerke nicht einmal, dass auf den Granitwänden hinter den Figuren die Namen von tausenden von Menschen, die in den KZ umkamen, eingraviert sind. Zu groß sind die trüben Gedanken, die sich in meinem Kopf breit machen ob der vielen lebensgroßen Gesichter, denen allen der Horror ins Gesicht geschrieben steht. 

Obwohl das Denkmal so viele negative Gefühle in mir auslöst, bin ich doch froh, dass ich dort bin. Hier wird einem so richtig bewusst, was die Häftlinge damals durchmachten. Man fühlt es, man sieht es. Das ist wichtig und soll genauso sein. Ich verlasse das Memorial und denke mir alles andere als "Wow, das war jetzt aber spaßig". Und auch das soll genauso sein.


Interessante Fakten rund um das Holocaust Memorial in Miami:

  • Die Bronzehand trägt den Namen The Sculpture of Love and Anguish („Die Skulptur aus Liebe und Qual“)
  • Der ummauerte Raum in der Mitte nennt sich Dome of Contemplation
  • Die Idee für das Denkmal entstand 1984, die Einweihung erfolgte am 4. Februar 1990
  • Gastredner bei der Einweihung war der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel
  • Kenneth Treister war der Architekt des Holocaust Memorial, in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Holocaust-Überlebenden

 

Das Holocaust Memorial in Miami ist jeden Tag von 9 in der Früh bis 9 am Abend geöffnet, es wird kein Eintritt verlangt, Spenden aber gerne entgegengenommen.

 

Schaut gerne auch bei meinen Anderen Artikeln zu Miami vorbei, etwa wo ihr günstig in Miami essen könnt oder welche Gegenden ihr in Miami außer Miami Beach noch vorfindet.

 

Alles Liebe, eure

Stefanie

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Franz B. (Freitag, 06 April 2018 10:25)

    Toller Bericht, unterstrichen mit eindrucksvollen Bildern, der die sicher beklemmende Atmosphäre des Holocaust Memorial wunderbar zum Ausdruck bringt.

  • #2

    Harald (Freitag, 06 April 2018 19:41)

    Ich bin wieder einmal sehr beeindruckt von dir, liebe Steff. Ein sehr persönlicher, sehr emotionaler Bericht zu einem schrecklichen Ereignis. Dadurch wird dieses Monument in mir Wirklichkeit, wie wenn ich bei dem Besuch dabei gewesen wäre. Zusammen mit den ebenfalls sehr beeindruckenden Bildern war es möglich, mit deinen Gefühlen mitzugehen.